Früherkennung und zivile Krisenprävention: Wissenschaftlich unmöglich, politisch überflüssig?

Sind Krisenfrühwarnsysteme eine sinnvolle Einrichtung? Allein diese Frage mag auf den ersten Blick Verwunderung auslösen. Wie könnten sie denn nicht sinnvoll sein? Ist es nicht unabdingbar, so früh und umfassend wie möglich über potenzielle Krisen infor­miert zu sein, um entsprechende präventive Aktionen ergreifen zu können? Und selbst im Falle eines Scheiterns von Prävention gilt schließlich, dass auch reaktive Maßnahmen im Krisenfall über eine kritische Zeitkomponente verfügen. Aufbauend auf einem Forschungsprojekt des Österreichischen Instituts für Internati­onale Politik, das bestehende Konfliktfrühwarnsysteme sowie Ansätze der standardisierten Konfliktanalyse qualitativ mitei­nander vergleicht,1 möchte ich die Sinnfrage dennoch stellen.

Early warning systems fuel false hopes in politicsJan PospisilAre crisis early warning systems a useful facility? At first glance, this question alone may cause astonishment. How could they not make sense? Isn't it essential to be informed about potential crises as early and comprehensively as possible in order to be able to take appropriate preventive action? And even if prevention fails, reactive measures in the event of a crisis also have a critical time component. Based on a research project of the Austrian Institute for International Politics, which qualitatively compares existing conflict early warning systems and approaches of standardized conflict analysis,1 I would like to ask the question of meaning.